Ein Plädoyer für mehr Sex
Ich bin manchmal ein sehr einfaches Gemüt. Wenn irgendwo «Sex» draufsteht, klicke ich drauf. So wie neulich, als mir ein Newsportal eine Pushnachricht beschert, in der die Rede von einem neuen Schweizer Film ist, in dem so viel Sex zu sehen ist wie noch nie in einem Schweizer Film. Da bin ich dabei.
«99 Moons» heisst der Film von Regisseur Jan Gassmann. Ich kenne Jan nicht und ich kenne auch sonst niemanden aus dem Filmcast. Kein Wunder. Die Hauptrollen werden nämlich von Valentina Di Pace und Dominik Fellmann (kl. Bild), beide (noch) Laien- darsteller, gespielt. Meine Neugier ist riesig, als ich mich auf den Weg ins Kino mache.
Nach dem Streifen weiss ich: Ja, da ist wirklich sehr viel Sex zu sehen. Und der ist bei weitem nicht nur toll. Hauptfigur Bigna steht auf Rollenspiele. Genauer gesagt: Auf Vergewaltigungsszenen. Die spielt sie mit irgendwelchen Typen, die sie einmal sieht, Sex hat und wieder verschwindet. Bis sie Frank trifft. Der irgendwie ihr Herz berührt – und sie seins. Die zwei treffen sich erneut.
Ich will nicht all zu viel spoilern. Nur soviel: Bigna und Frank tun sich nicht gut. Und dennoch tun sie es immer wieder. Viel reden tun die beiden dabei nicht. Das ist etwas, das hier auffällt: Die Dialoge sind nicht das Hauptmerkmal dieses Filmes. Hier ist die Körpersprache das lauteste Element. Obwohl der Film ziemlich düster ist, erhellt er mich. Gassmann hat den Mut, den Schweizer Film auf eine nächste Ebene zu hieven. Irgendwo dahin, wo wir Schweizer uns eigentlich nicht so wohl fühlen. Nämlich dahin, wo es ganz intim wird, wo es ums Herz herum schmerzt, während der nicht alltägliche Sex die Libido auf eine abenteuerliche Achterbahn katapultiert. Bigna und Frank nehme ich sowohl ihre Gefühle als auch ihre Orgasmen ab. Ich bin angetan. Und will mehr Schweizer Sex auf Grossleinwand!
Text: Maja Zivadinovic
Bilder: MZ/Filmcoopi