Komitee fordert: Kleinholz-Schulhaus soll "Katharina Muff-Schule" heissen
Das Komitee "Oltnerinnen sichtbar machen" überreichte heute Morgen Stadtrat und Bildungsdirektor Nils Loeffel den Vorschlag, das neue Kleinholz-Schulhaus nach der Oltner Frauenrechts-Pionierin Katharina Muff zu benennen.
Olten "Katharina wer?", werden Sie sich beim Lesen des Titels nun vielleicht fragen. Gerade deshalb setzt sich ein elfköpfiges Komitee dafür ein, Oltnerinnen, die zwar viel geleistet haben, aber noch immer für einen grossen Teil der Bevölkerung unbekannt sind, sichtbar zu machen. Eine dieser Persönlichkeiten ist Katharina Muff-Arenz (geboren 1868; gestorben 1951), ihres Zeichens Frauenrechtspionierin, Gärtnerin und Rednerin, die einen Grossteil ihres Lebens am Oltner Hausmattrain verbrachte.
Das Leben von Katharina Muff
Wie einer verschickten Dokumentation des Komitees "Oltnerinnen sichtbar machen" zu entnehmen ist, stehe Katharina Muff exemplarisch für den Kampf und die Chancengleichheit von Frauen in Politik, Beruf und Bildung im 20. Jahrhundert. Mit einer nur rudimentären Schulbildung für Mädchen in Rechnen, Schreiben und Lesen, wuchs sie als eines von 13 Kindern einer Kleinbauernfamilie – sieben Kinder starben im Kindesalter – im luzernischen Altbüron auf. In der Zeit von 1881 bis 1884 wurde sie vom Altbürer Gemeinderat im Jahresturnus als Kindermädchen, Gütermädchen und Magd verdingt. Als damals 17-Jährige machte sie sich nach Olten auf, um bei einer angesehenen Oltner Arztfamilie als Hausmädchen zu arbeiten. Später war sie Serviertochter im Kurhaus Frohburg, wo sie den deutschen Gärtnergesellen Heinrich Arenz kennenlernte, den sie 1890 heiratete. Das Paar wohnte zuerst in der Rötzmatt, wo es eine kleine Gärtnerei betrieb, ehe es 1901 an den heutigen Hausmattrain umzog und dort auch während 30 Jahren eine Gärtnerei führte.
Vorreiterin im Gleichstellungskampf
Katharina Muff distanzierte sich vom katholischen Glauben, trat aus der Kirche aus und las sich autodidaktisch in die sozialistische und marxistische Literatur ein. 1911 war sie Mitgründerin des Arbeiterfrauenvereins, der sogenannten Oltner SP-Frauengruppe. Regelmässig schrieb sie in den Zeitschriften "Die Vorkämpferin" und "Die Frau in Leben und Arbeit" sowie in der Zeitung "Das Volk". 1923 war sie Gründerin und bis 1930 Präsidentin des Proletarischen Frauenbundes des Kantons Solothurn, 1930 bis 1939 Präsidentin der kantonalen SP-Frauengruppe, 1927 bis 1937 gehörte sie dem Zentralvorstand der schweizerischen SP-Frauengruppe an. Zu ihrer Zeit sei sie die bekannteste Kämpferin für die Gleichstellung von Frau und Mann im Kanton Solothurn gewesen und galt somit als Vorreiterin für spätere Oltner Persönlichkeiten wie Trudi Witta-Humm, Maria Felchlin und Lilian Uchtenhagen, die ihrem Vorbild folgten und den Gleichberechtigungskampf weiterführten.
Fortschrittliche Bildungsstadt soll gewürdigt werden
Laut dem Komitee «Oltnerinnen sichtbar machen» sei es für die Stadt Olten eine grosse Chance, das neue Schulhaus im Kleinholz nach dieser mutigen, hart arbeitenden Frau, Politikerin und Mutter zu benennen. Die Stadt könne damit erinnern und bewusst machen, dass die gleiche Schulbildung wie auch die politische und wirtschaftliche Gleichstellung der Frauen erkämpft werden musste. Und sie könne den heutigen Schülerinnen und Schülern zeigen, dass der Zugang zur Bildung für alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, gepaart mit persönlichem Willen auch unter erschwerten Startbedingungen der Schlüssel zu einem erfolgreichen Berufs- und Privatleben, zur Integration in die Gesellschaft, sei. Der Stadtrat solle diese einmalige Chance nutzen, an die vergleichsweise frühen Gleichstellungsbemühungen in der Bildung im Kanton und der Stadt zu erinnern: die kantonale Schulpflicht für alle (1832) und die ersten Oltner Mädchenschulen und Lehrerinnen (ab 1812/1828). Auch die Ausweitung der Schulfächer und Schulstunden sowie die kurze Hauswirtschaftsschule als erste Ausbildungsmöglichkeit seien auf städtische Initiative vor dem Obligatorium eingeführt worden. Auf diese Pionierleistungen könne die Oltner Bevölkerung heute genauso stolz sein wie auf den Eisenbahnbau.
Für Diskussionsstoff dürfte der Vorschlag des Komitees aber dennoch sorgen: Es wäre nämlich das erste Schulgebäude Oltens, welches nach einer Person benannt würde.
da/pd